Cannabis gegen Krebs

Die Nutzung von medizinischem Cannabis bei Krebserkrankungen wird in Deutschland zunehmend diskutiert. Viele Patientinnen und Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit Cannabis zur Linderung von Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit oder Appetitlosigkeit. Doch was sagt die Wissenschaft dazu? In diesem Artikel beleuchten wir die aktuellen Erkenntnisse, mögliche Vorteile, Risiken und die rechtlichen Rahmenbedingungen von Cannabis in …

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Die Nutzung von medizinischem Cannabis bei Krebserkrankungen wird in Deutschland zunehmend diskutiert. Viele Patientinnen und Patienten berichten von positiven Erfahrungen mit Cannabis zur Linderung von Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit oder Appetitlosigkeit. Doch was sagt die Wissenschaft dazu? In diesem Artikel beleuchten wir die aktuellen Erkenntnisse, mögliche Vorteile, Risiken und die rechtlichen Rahmenbedingungen von Cannabis in der Krebstherapie.

Was ist medizinisches Cannabis?

Cannabis ist die lateinische Bezeichnung für Hanf, eine Pflanze mit zahlreichen Inhaltsstoffen, den sogenannten Cannabinoiden. Besonders zwei Wirkstoffe stehen im Fokus der medizinischen Forschung:

  • Tetrahydrocannabinol (THC): Dieser psychoaktive Stoff kann Schmerzen lindern, Übelkeit reduzieren und den Appetit anregen.
  • Cannabidiol (CBD): Nicht psychoaktiv, aber mit potenziell entzündungshemmenden und entspannenden Eigenschaften.

Medizinisches Cannabis ist in verschiedenen Formen erhältlich, darunter getrocknete Blüten, Extrakte, Kapseln und synthetische Präparate wie Dronabinol oder Nabilon.

Cannabis als Begleittherapie bei Krebs

1. Schmerzlinderung

Die Wirksamkeit von Cannabis zur Behandlung von Krebsschmerzen ist Gegenstand zahlreicher Studien. Während einige Untersuchungen auf eine schmerzlindernde Wirkung hinweisen, insbesondere in Kombination mit anderen Schmerzmitteln, zeigen andere keine signifikanten Vorteile gegenüber herkömmlichen Opioiden. Die aktuelle Leitlinie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur Schmerztherapie empfiehlt daher noch keine standardmäßige Verwendung von Cannabis bei Krebsschmerzen.

2. Linderung von Übelkeit und Erbrechen

Ein vielversprechender Bereich ist die Anwendung von Cannabis zur Behandlung von Chemotherapie-bedingter Übelkeit und Erbrechen. Studien zeigen, dass Cannabinoide helfen können, wenn konventionelle Medikamente nicht ausreichend wirken. Sie werden daher als Reservemittel oder ergänzend zur Standardtherapie empfohlen.

3. Appetitanregung und Gewichtserhalt

Patienten mit fortgeschrittenem Krebs leiden oft unter Appetitlosigkeit und ungewolltem Gewichtsverlust. Es gibt Hinweise, dass THC den Appetit anregen kann. Dennoch ist die Datenlage unzureichend, um eine generelle Empfehlung für Cannabinoide bei Kachexie (starkem Gewichtsverlust) auszusprechen.

Nebenwirkungen und Risiken

Wie jedes Medikament kann auch Cannabis Nebenwirkungen verursachen. Diese hängen von der Dosierung, der individuellen Verträglichkeit und der Art der Verabreichung ab. Häufige Nebenwirkungen sind:

  • THC-bedingt: Schwindel, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen, Herzrasen, Blutdruckabfälle, Paranoia.
  • CBD-bedingt: Veränderungen des Appetits, Durchfall, Müdigkeit.
  • Langzeiteffekte: Eine langfristige Einnahme von THC kann zur Toleranzentwicklung führen, was bedeutet, dass immer höhere Dosen benötigt werden. Bei abruptem Absetzen kann es zu Entzugserscheinungen kommen.

Gesetzliche Regelungen in Deutschland

Seit 2017 ist der Einsatz von medizinischem Cannabis unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt. Seit April 2024 wurde das Betäubungsmittelgesetz in Bezug auf Cannabis gelockert, sodass die Verschreibung erleichtert wurde. Wichtig zu wissen:

Wer kann Cannabis erhalten?

  • Patienten mit einer schwerwiegenden Erkrankung wie Krebs.
  • Wenn andere anerkannte Behandlungen nicht ausreichen oder unverträglich sind.
  • Wenn die Anwendung von Cannabis eine realistische Chance bietet, Symptome zu lindern oder den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

Wie erhält man Cannabis auf Rezept?

  • Die Verschreibung erfolgt durch Haus- oder Fachärzte.
  • Die Kostenübernahme durch die Krankenkasse erfordert eine vorherige Genehmigung.
  • In der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) entfällt die Genehmigungspflicht.

Welche Präparate sind verfügbar?

  • Fertigarzneimittel mit Cannabinoiden haben Vorrang vor getrockneten Blüten oder Extrakten.
  • Nabilon muss weiterhin auf einem Betäubungsmittelrezept in Papierform verordnet werden.

Cannabis als Ergänzung, nicht als Ersatz

Cannabis kann für Krebspatienten eine wertvolle Ergänzung zur Standardtherapie sein, insbesondere zur Linderung von Symptomen wie Schmerzen oder Übelkeit. Allerdings ersetzt es keine bewährten Behandlungsformen wie Chemotherapie oder Strahlentherapie. Patientinnen und Patienten sollten den Einsatz von medizinischem Cannabis immer mit ihrem behandelnden Arzt besprechen und alle Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen.